Schatz, wir müssen reden!
Inspiration für einen Dialog zum Thema Geld in der Partnerschaft
Wie wollen wir unsere Finanzen organisieren? Wer zahlt was? Was ist überhaupt fair? Solche Fragen und viele mehr stellen sich in einer Partnerschaft unweigerlich. Über Geld zu sprechen ist für viele Menschen eine Hürde, auch oder vielleicht gerade mit dem/der Partner*in. Gesellschaftlich gesehen ist Geld ein Tabuthema, ganz persönlich hat es immer mit unseren Einstellungen und Werten zu tun und ist oft eng verflochten mit unserem Selbstwertgefühl.
Lauter Bereiche, in denen wir uns leicht angreifbar fühlen. In einer Paarbeziehung kommen wir um das Thema Geld aber meist nicht herum: irgendwie müssen wir uns einigen, wie wir die Sache mit den Finanzen regeln. Damit das Thema Geld nicht zu unnötigen Streitigkeiten führt, hier ein paar kommunikative Guidelines.
Money Talks
Vorweg: es ist natürlich ein wichtiges und oft sehr emotionales Thema, aber vielleicht schafft ihr es dennoch, etwas Humor zu bewahren. Am besten vereinbart ihr einen Termin, zu dem ihr euch über Geld unterhaltet. Manche Paare machen sogar regelmäßig „Money Talks“. Macht euch bewusst, dass so ein Austausch eine Möglichkeit ist, euch selbst und euer Gegenüber noch besser kennenzulernen – vielleicht gelingt es euch, offen und neugierig in einen Dialog zu gehen. Das hat sehr viel mit Zuhören zu tun – und mit maßvollem Reagieren. Es geht nicht um ein Verteidigen der Standpunkte. Gebt euch Vorschuss-Vertrauen und geht davon aus, dass es für euch eine gute gemeinsame Lösung geben wird.
1. Verlangsamung
Um aus dem schnellen Alltag in einen Modus der Begegnung zu wechseln, braucht es manchmal ein bisschen Zeit. Schau dich mal langsam im Raum um, als würdest du ein Gemälde betrachten. Du bist als Person hier anwesend, mit deinem Körper, mit deiner Stimmung, mit allem, was dich so ausmacht. Nimm auch den anderen wahr. Sprecht noch nicht, dieser erste und auch der zweite Schritt sind für jede*n für sich.
2. Werde dir deiner eigenen Finanzperson bewusst
Unsere Einstellung zu Geld ist ein Produkt unserer Geschichte. Nimm dir ein paar Minuten Zeit und werde dir deiner „Finanzperson“ bewusst. Nimm dir Zettel und Stift – folgende Fragen können dich leiten:
- Wo und von wem habe ich den Umgang mit Geld gelernt?
- Welche Erfahrungen habe ich mit Geld gemacht und was hat mein Geldverhalten damit zu tun?
- Was war mein erster Einkauf? Was war meine erste große Investition?
- Wofür gebe ich mein Geld aus und was ist mir dabei wichtig?
- Was bedeutet Geld für mich?
3. Stelle deinem Partner*deiner Partnerin deine Finanzperson vor.
Jetzt kommt der Teil mit dem Reden. Dafür sind ein paar Regeln hilfreich:
- Sprich von dir und bleibe persönlich. Lass die „Wurzeln“ dran – erzähle, woher eine bestimmte Einstellung kommt, wodurch sich etwas auf eine bestimmte Weise geformt hat.
- Stellt euch einen Timer (3 bis 5 Minuten oder mehr, wenn ihr möchtet). Das ist die Zeit, die jede Person zum Erzählen hat – sie darf dabei NICHT unterbrochen werden. Nach Ablauf der Zeit können Verständnisfragen gestellt werden, aber KEINE Meinung oder Bewertung ausgetauscht! Dein*e Partner*in hat gerade etwas Wesentliches von sich geteilt – damit heißt es, freundlich und achtsam umzugehen.
- Tauscht die Rollen.
Nach dem Gespräch schaut euch für einige Momente still in die Augen. Danach schaut euch wieder im Raum um oder schließt mal die Augen, um gut bei euch selbst zu landen. Was ihr gerade geteilt und gehört habt, ist die Basis für euer gemeinsames Geldleben. Jetzt heißt es, etwas Gemeinsames daraus entstehen zu lasen.
4. Zusammenschluss oder möglichst viel Eigenständigkeit?
Je nachdem, wie viele Übereinstimmungen ihr habt, könnt ihr entscheiden, wie viel eurer Finanzen ihr gemeinsam verwalten wollt oder ob es euch besser tut, möglichst viel getrennt zu lassen. Oder irgendetwas dazwischen. Je autonomer, desto einfacher bei einer Trennung. Gerade mit Kindern und ungleichen Einkommensverhältnissen kann es sich aber auch fair anfühlen, wenn es ein „Familieneinkommen“ gibt – von dem sich beide etwas zur freien Verfügung wegnehmen, zum Beispiel. Zu den verschiedenen Kontomodellen gibt es einen Leitfaden auf unserer Website.
Ihr könnt dazu nochmal in einen Dialog gehen und euch den Timer für eure Sprechzeit stellen, wenn ihr mögt. Da geht es vielleicht noch gar nicht um Lösungen, sondern um ein „Spinnen“ von Gedanken, Ideen, Möglichkeiten oder auch weiteren Assoziationen zu dem Thema. Manchmal bringen solche „Umwege“ erstaunliche Möglichkeiten für Lösungen mit sich, an die vorher niemand gedacht hätte.
5. Was, wenn es nicht gelingt?
Hilfe, wir verheddern uns bei so einem Gespräch, was sollen wir tun?
- Nicht verzweifeln – Geld kann eine hochemotionale Angelegenheit sein.
- Lasst es mal gut sein, vertagt das Thema auf einen anderen Zeitpunkt.
- Erinnert euch an das Verbindende zwischen euch.
- Holt euch Hilfe – vielleicht kann ein*e Freund*in als „stille*r Beobachter*in“ dabei sein, wenn ihr dieses Gespräch führt? Ihr könnt auch gemeinsam eine Beratung bei uns in Anspruch nehmen – wir unterstützen euch gerne, euer individuelles, gemeinsames Geldleben zu finden.
Auf unserer Website www.geldleben.at gibt’s im Wissensbereich noch weitere praktische Tipps und Broschüren für Paare zum kostenlosen Download.
Viel Erfolg und ein glückliches Geldleben wünschen wir euch von unserer Seite!
