
Am 8. März ist Weltfrauentag! Diesen Tag nehmen wir uns zum Anlass, den ganzen Monat März dem Thema Frauen und Geld zu widmen.
In diesem Blogbeitrag beschäftigen wir uns mit einer oft unsichtbaren Form von Gewalt: der ökonomischen (oder: finanziellen) Gewalt. Dabei klären wir folgende Fragen:
- Was ist ökonomische Gewalt?
- Wie kann ich herausfinden, ob ich von ökonomischer Gewalt betroffen bin?
- Was kann ich tun, wenn ich betroffen bin?

Wie wird ökonomische Gewalt definiert?

Es gibt keine allgemeingültige Definition von ökonomischer Gewalt, da die Studienlage im deutschsprachigen Raum noch ausbaufähig ist.
Insgesamt kann aber von finanzieller Gewalt gesprochen werden, wenn finanzielle Kontrolle ausgeübt wird und Geld als Machtmittel eingesetzt wird. Meist tritt ökonomische Gewalt in Partnerschaften sowie nach der Trennung auf. Betroffene sind mit großer Mehrheit Frauen.
Das liegt vor allem daran, dass Frauen im Laufe ihres Lebens Einkommensnachteile haben. Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil der unbezahlten Arbeit (Care-Arbeit, Haushaltsführung, Kinderbetreuung etc.). Zudem sind sie in schlechter bezahlten Branchen tätig und kommen seltener in Führungspositionen.
Die ungleiche Verteilung von bezahlter Arbeit und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern führt zu einem Machtungleichgewicht in Bezug auf Geld. Wenn Macht in einer Beziehung ungleich verteilt ist, kann dies die Entstehung von Gewalt begünstigen. Ökonomische Gewalt ist nach außen hin oft nicht sichtbar, denn der vermeintliche Wohlstand einer Familie sagt noch nichts darüber aus, wie hoch die finanziellen Mittel der Frau sind und wie frei sie über diese verfügen kann.
Beispiele für ökonomische Gewalt an Frauen sind:
- Finanzielle Absprachen werden nicht eingehalten, z. B., indem das gemeinsame Geld anders eingesetzt wird als ausgemacht.
- Die Frau hat keinen Zugriff auf das gemeinsame Konto oder kann nur mit Einverständnis ihres Partners Geld davon verwenden.
- Die Frau muss um Geld bitten und all ihre Ausgaben rechtfertigen.
- Nach einer Trennung weigert er sich, Unterhalt und Alimente zu zahlen.
- Die Frau wird dazu gedrängt, Bürgschaften oder Kredite mitzuunterschreiben.
- Alle größeren Ausgaben werden von ihm bestimmt.

Finanzielle Abhängigkeit kann weitreichende Folgen haben, die über das Thema Geld hinausgehen. Sie ist ein Nährboden für andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt und kann es zudem massiv erschweren, sich aus gewalttätigen Beziehungen zu lösen.
Diese Fragen können helfen, die mögliche finanzielle Abhängigkeit von einem Partner zu reflektieren:
- Kann ich finanzielle Verpflichtungen eigenständig erfüllen (wie z. B. Miete, Rechnungen und andere Ausgaben) ohne auf meinen Partner angewiesen zu sein?
- Gibt es gemeinsame Schulden oder Bürgschaften, die auf meinen Namen laufen? Wie stark beeinflussen diese meine finanzielle Sicherheit?
- Bin ich in der Lage, meine eigenen Ausgaben zu tätigen, ohne um Erlaubnis fragen zu müssen?
- Kann ich meine beruflichen Ziele unabhängig verfolgen, ohne Hindernisse durch meinen Partner?
- Gibt es finanzielle Regeln in unserer Beziehung, die von meinem Partner auferlegt werden?
- Kann ich mich im Falle einer Trennung selbst erhalten?
- Habe ich ein eigenes Konto, über das ich unabhängig verfügen kann und das nicht von meinem Partner kontrolliert wird?
Was kann ich tun, wenn ich betroffen bin?
Wenn du feststellst, dass du von ökonomischer Gewalt und/oder finanzieller Abhängigkeit betroffen bist, gibt es viele Anlaufstellen. Du kannst dich zum Beispiel an die Berater*innen von Bildung & Beratung Geldleben wenden. Gute Ansprechpartner sind außerdem die Frauen- und Mädchenberatungsstellen oder Frauen* beraten Frauen*. Bei akuter Gewalt wende dich bitte an die Polizei!

Wie kann finanzielle Gewalt verringert werden?

Ein großer Hebel, um ökonomische Gewalt zu verhindern, ist eine partnerschaftliche Aufteilung der Care-Arbeit. Das bedeutet, dass sich beide gemeinsam verantwortlich fühlen für Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und die Organisation des Alltags. In Studien wurde nachgewiesen, dass Frauen in gleichberechtigten Beziehungen, in denen die bezahlte und unbezahlte Arbeit fair aufgeteilt ist, am seltensten von Gewalt betroffen sind.
Diese Vorbildwirkung setzt sich auch in der nachfolgenden Generation fort. Sie verringert die Gewaltbereitschaft von Söhnen und auch das Risiko, dass Töchter in ihrer zukünftigen Partnerschaft Gewalt erleben.
Auch Finanzbildung ist ein wichtiger Baustein, um die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen zu stärken. Wir helfen dir dabei, die ersten Schritte zu setzen!
Quellen:
Stellungnahme „Finanzielle Gewalt gegen Frauen“ vom Institut für Finanzdienstleistungen e.V.
Handbuch „Ist das schon Gewalt?“ von Frauen* beraten Frauen*
Broschüre Frauen & Geld von Bildung & Beratung Geldleben